„Golden leuchtender Branntwein. Schön, he? Wirklich schön. Wenn der Schein der Lampen sich so bricht im Glas, dann sieht es fast aus wie echtes Gold.“ Kapitän Migosch verstummte, sein Blick wurde unscharf. Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Tordin räusperte sich.
„Du wolltest mich sprechen, Kapitän? Hat Mahbru jedenfalls gesagt.“
„Hm?“ Einen Moment lang schien der Zwerg verwirrt, dann klärte sich sein Blick.
„Ah ja, richtig. Ich … ich wollte mit dir sprechen, Tordin. Wie … wie steht es mit der Ladung? Alles an Bord wie geplant?“, fragte Migosch seinen Steuermann, wobei er immer wieder stockte.
„Sicher, Kapitän. Wie wir vorhin mit dem Quartiermeister und dem ersten Maat besprochen haben. Alles an Bord, bis auf die Tiere. Die bekommen wir morgen, in aller Frühe. Zur Flut gegen Mittag können wir auslaufen“, erwiderte Tordin geduldig.
„Gut, sehr gut. Dann ist alles bereit, ja? Die Mannschaft … geht es allen gut?“
„Alles bereit, Kapitän. Und die Mannschaft“, Tordin kratzte sich am Kopf, „der geht es gut, würde ich sagen. Es gibt ein paar Gerüchte, weil das Ziel noch nicht bekannt ist, aber die Stimmung ist bestens. Der Landurlaub und der zusätzliche Taler, den du an alle ausgezahlt hast, hat für gute Laune gesorgt, Kapitän.“
Der Steuermann wunderte sich etwas über die Fragen des Zwerges, behielt es aber für sich. Es war nie gut, den Kapitän zu hinterfragen an Bord eines Schiffes, und
auch wenn Migosch allgemein ein gerechter Schiffsführer war, so hatte er auch ein Temperament, das zu Recht gefürchtet wurde.
„Hm, gut. Gold macht alle glücklich, he? So is´ es immer. Mit Gold kann man sich schöne Dinge kaufen. Alles, was man will. Und in einer Stadt wie Rasgadschinn
wird einem ja auch einiges geboten“, murmelte der Kapitän in seinen Bart, so leise, dass Tordin es kaum hören konnte.
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