Epischer Roman mit tragischem Hintergrund
In der fiktiven Mythologie des Zwölfgötterglaubens, einer der vorherrschenden Religionen in der Welt Aventurien, in der dieser Roman spielt, steht das zerbrochene Rad für den Tod. Der Kreislauf des Lebens ist durchbrochen, die Reise endet. Ich muss jedes Mal daran denken, wenn ich dieses Buch zur Hand nehme, denn Ulrich Kiesow, der Autor, war zum Zeitpunkt da er die beiden Teile dieser Sage schrieb, schwer Herzkrank. Dieses Werk war am Ende sein letztes. Mit diesem Wissen, hat der Titel für mich immer wieder eine besondere Bedeutung.

Das Zerbrochene Rad ist aufgeteilt in zwei Bücher, Dämmerung und Nacht. Kiesow erzählt darin die historischen Ereignisse rund um die Rückkehr des Dämonenmeisters und Sphärenschänders Borbarad nach Aventurien.
Der Dämonenmeister auf dem Vormarsch
Der Autor fokussiert sich dabei auf den Norden des aventurischen Kontinents, eine Region bekannt als das Bornland. Hier ringen Protagonisten und Antagonisten miteinander in dem Versuch, den Vormarsch Borbarads zu unterstützen oder aufzuhalten. Der Autor konzentriert sich dabei ganz bewusst auf einen kleinen Teil der Gesamthandlung. Nicht nur klassische Helden und Abenteuergestalten wie die Amazonenprinzessin Gilia oder die streitbare Gräfin Thesia von Ilmenstein spielen tragende Rollen, auch einfache Bauernsöhne, verarmte Brückenbarone und sogar einen Dachs, baut der Autor in die Geschichte ein. Dabei sind Kiesows Charaktere niemals eindimensional. Vor allem die Protagonisten haben immer wieder mit Selbstzweifeln, Ängsten und ganz alltäglichen Problemen zu kämpfen. Dabei wirken die Männer und Frauen so lebensecht, dass mir beim Lesen nie schwer gefallen ist, mich in ihre Lage zu versetzen.
Das Zerbrochene Rad ist in meinen Augen eines der besten in deutscher Sprache verfassten Fantasy-Büchern. Die Geschichte ist wunderbar gestaltet, beleuchtet große wie kleine Ereignisse und erschafft so vor dem großen Gemälde der dämonischen Invasion in Aventurien ein manchmal fast intimes Stück Literatur. Tatsächlich gefällt mir der zweite Teil der Sage sogar noch besser als der erste. Wer sich beide Teile zu Gemüte führen möchte, kann sich also auf etwas freuen. Extrem empfehlenswert – nicht nur für Aventurien-Kenner und Das Schwarze Auge-Spieler. Ein würdiges Vermächtnis für Ulrich Kiesow.