Wir treffen Herbert Ahnen vom Splitter Verlag auf der Spiele Messe (Essen).
Er verrät uns, wo er die aktuellen Trends bei Comics in Deutschland sieht.

Der Schwarze Ritter: Splitter ist einer der großen Verlage in Deutschland, wenn es um Graphic Novels geht. Wo seht ihr die aktuellen Trends im Genre?
Herbert: In den Bereichen Fantasy, Science Fiction und Mystery sind wir ziemlich bekannt, dass stimmt. In Zukunft wollen wir uns aber noch breiter aufstellen. Es gibt eine ganze Menge Themen, die wir bisher nicht angefasst haben. Klar wird es weiterhin Comics mit klassischen Figuren geben, wie Elfen oder Zombies. Aber wir wollen uns auch neuen Bereichen widmen.
Der Schwarze Ritter: Kannst du uns verraten, in welche Richtung es gehen soll?
Herbert: Politische Themen sind zum Beispiel im Kommen. Klingt vielleicht nicht sofort nach einem Stoff für den Splitter Verlag, aber genau da wollen wir hin. Mit „Im Westen nichts Neues“ haben wir kürzlich ein ziemliches Experiment gewagt. Der Text ist sehr eng am Original und wir arbeiten nicht mit einer sequenziellen Bildfolge, wie sonst üblich, sondern mit großen Einzelbildern, die die Stimmung wiedergeben. Mancher meint, dass sei gar keine Graphic Novel, sondern eher ein illustrierter Roman, aber ich hab es mal nachgeschlagen, man kann es ruhig eine Graphic Novel nennen (lächelt).
Der Schwarze Ritter: Das klingt ziemlich ungewöhnlich. Ist das für euch nicht ein Risiko? Nehmen die Leser den neuen Stil an?
Herbert: Bei „Im Westen nichts Neues“ sind wir gerade bei der zweiten Auflage, da haben wir extrem positives Feedback. Aber klar, es ist schon ein bisschen ein Wagnis. Wir hoffen, dass wir uns so auch neue Zielgruppen erschließen können, die bisher vielleicht mit dem Thema Comics nicht so viel anfangen konnten. Wir haben einige literarische Klassiker im Programm, zum Beispiel „Der Seewolf“ oder „Der letzte Mohikaner“. Mittelfristig würden wir es gerne schaffen, vom Buchhandel mehr wahrgenommen zu werden. Die ignorieren das Thema Comic noch oft. Vielleicht können wir das ändern.
Der Schwarze Ritter: Ihr arbeitet traditionell sehr viel mit Lizenzprodukten, vor allem aus Frankreich. Wie sieht es mit Eigenproduktionen aus?
Herbert: Da haben wir ein paar interessante Neuigkeiten am Start. „Annas Paradies“ ist zum Beispiel eine dreiteiliger Comic, den wir mit dem Autor und Zeichner Daniel Schreiber herausgebracht haben. Der dritte Teil ist gerade in Arbeit. Solche kürzeren Serien sind für unsere Leser oft ein guter Einstieg, weil man dann nicht in zehn oder zwölf Bände investieren muss, um die ganze Geschichte zu haben. Außerdem arbeiten wir an einem sehr spannenden Projekt mit Kai Meyer, dem bekannten Schriftsteller. Es gibt ein unveröffentlichtes Drehbuch, zu einem seiner Romane. auf dessen Basis entwickeln wir gerade exklusiv eine Graphic Novel. Wir konnten dafür einen neuen Zeichner gewinnen, aber mehr kann ich jetzt noch nicht verraten.
Der Schwarze Ritter: Klingt gut, dann müssen wir bald noch mal nachfragen. Aber erstmal vielen Dank, für das Gespräch.