Annas Paradies – Daniel Schreiber

Gefallene Engel und sündige Menschen

Annas Paradies Cover Band 1 und 2
Annas Paradies, Graphic Novel aus dem Splitter Verlag

Ein gefallener Engel, der seinem Schicksal zu entrinnen versucht, ist die Hauptfigur in Daniel Schreibers dreiteiliger Graphic Novel „Annas Paradies“. Man schreibt das Jahr 1946. Der Krieg ist gerade vorbei, doch die Wunden der großen Vernichtungsorgie, seelische wie andere, sind noch überall zu spüren. In einer deutschen Stadt, irgendwo im englischen Sektor des besetzten Landes, lebt der Schmuggler und Gemischtwarenhändler Viktor. Das Viertel in dem Viktor seinen kleinen Laden betreibt wird von Huren, Hehlern und Ganoven jeder Couleur bevölkert und scherzhaft das „kleine Paradies“ genannt. Hier trifft er auf die rothaarige Anna, eine junge Frau, die eindeutig mehr ist, als ein Mensch.

Dreckige Nachkriegswelt

Daniel Schreiber erzählt die Geschichte um Anna, Viktor und die anderen mehr oder minder gescheiterten Existenzen, die im „kleinen Paradies“ ihre Heimat gefunden haben, in düsteren Bildern. Er spielt mit dem Licht, lässt auf großflächigen Bildern einige Bereiche hell aufleuchten und verbirgt andere im Schatten. Seine Figuren sind niemals schön. Die Augen verkniffen, die Mundwinkel nach unten gezogen. In den Gesichtern der Charaktere spiegelt sich die Not und der gerade durchlebte Krieg eindrucksvoll wieder. Wer hübsche Elfen und blanke Brüste sucht, wird in dieser Graphic Novel nicht fündig werden. Doch gerade deshalb passt der Stil so gut zu der Geschichte, bei der es um den täglichen Kampf ums Überleben geht. Für Menschen ebenso, wie für gefallene Engel.

Bisher erschienen sind die ersten beiden Bände, der dritte folgt und wird die Serie vollenden. Welches Schicksal Anna dann blüht, ob der Teufel sie in seine Fänge bekommt oder ob ihre Menschlichkeit am Ende über das Böse obsiegt, wird sich zeigen. „Annas Paradies“ ist die erste Graphic Novel Reihe von Daniel Schreiber, der gleichzeitig für Texte und Zeichnungen verantwortlich ist. Gerade bei den Texten merkt man das positiv, vor allem im Vergleich zu einigen Übersetzungen anderer Werke aus französischer Feder. Ein thematisch ungewöhnliches, etwas düsteres, aber sicher gelungenes Debüt.

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