Half a King – Joe Abercrombie

Keine Helden

Ich bin enttäuscht. Wirklich enttäuscht. Waren meine Erwartungen zu groß? Bestimmt. Aber trotzdem – es ist doch Joe Abercrombie, begehrt meine unterdrückte Heldenverehrung auf. Klappe. Es gibt keine Helden. Haben wir bei Abercrombie schließlich gelernt.

Buchcover Half a King von Joe Abercrombie
Joe Abercrombies neuer Roman Half a King

Das Buch handelt von Yarvi, seines Zeichens Königssohn einer Dynastie von Nordmännern, der leider alle Eigenschaften vermissen lässt, die man sonst bei raubeinigen, kriegerischen Völkern so erwartet. Yarvi ist eher schmächtig, seine eine Hand ist verkrüppelt und statt einem scharfen Schwert hält er lieber ein lehrreiches Buch. Durch Umstände, auf die wir, um nicht zu viel zu verraten, nicht näher eingehen wollen, wird er aus seiner Heimat vertrieben und gerät auf eine entbehrungsreiche Reise, rund um das als Shattered Sea bekannte Meer.

Neue Hintergrundwelt

Der Roman spielt nicht in der bisher gewohnten Welt von Abercrombie, ein Wiedersehen mit bekannten und beliebten Figuren bleibt aus. Trotzdem fühlen sich die Länder und Reiche rund um die Shattered Sea doch sehr stark nach Angland und den Nordleuten aus vorangegangen Büchern, wie „Heroes“ an. Die Gegend ist rau und kalt, die Witterung widrig. Ein religiöser Orden gelehrter Männer und Frauen dient den Herrschern der einzelnen Reiche, als Berater. Diese Priesterinnen und Priester sind in fast allen Ländern zu finden, oft scheint es, dass eher sie die Geschicke lenken, als die gekrönten Häupter, denen sie zu Diensten sind.

Altes Konzept  – wenig inspiriert

In diesem Setting greift Joe Abercrombie auf, für ihn, altbewährte Charaktere und Plotelemente zurück. Seine Welt ist dreckig und die Persönlichkeiten, die er beschreibt, sind es auch. Und genau in diesem Schema „F“ lag für mich als Leser die große Enttäuschung. Keiner der Protagonisten oder Antagonisten wirkte auf mich wirklich neu. Ich konnte den Eindruck an keiner Stelle widerlegen, dass der Autor einfach von sich selbst geklaut hat, um das Buch zu vollenden. Das macht zwar jeder gute (und schlechte) Autor dann und wann, von Joe Abercrombie hatte ich aber mehr erwartet. Fazit: kein schlechtes Buch, aber in meinen Augen ein uninspiriertes Werk. Der Vorgänger, Red Country, gefiel mir besser. Trotzdem, werde ich mir den nächsten Roman von Joe Abercrombie garantiert wieder kaufen. Und auf Besserung hoffen.

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